Veranstaltungskalender
Mo | Di | Mi | Do | Fr | Sa | So |
---|---|---|---|---|---|---|
1 | 2 | 3 | 4 | 5 | ||
6 | 7 | 8 | 9 | 10 | 11 | 12 |
13 | 14 | 15 | 16 | 17 | 18 | 19 |
20 | 21 | 22 | 23 | 24 | 25 | 26 |
27 | 28 | 29 | 30 | 31 |
Selbsthilfenetzwerk Sachsen
Ausfahrt nach Bautzen zur Europäischen Mobilitätswoche (SH-NEWS 2021/089 vom 07.10.2021)
(LSKS/kha) Am 14.09.2021 machte sich eine Gruppe reiselustiger Menschen mit und ohne Mobilitätseinschränkung auf, um eine gemeinsame Ausfahrt nach Bautzen zu unternehmen. Dies geschah im Rahmen des Projektes „ÖPNV/SPNV für alle“, anlässlich der Europäischen Mobilitätswoche 2021.
Der Einladung des Landesverbandes Selbsthilfe Körperbehinderter Sachsen e. V. (LSKS) folgten, trotz einiger kurzfristiger Ausfälle, vier Teilnehmer mit unterschiedlichen Behinderungen, weitere Unterstützer und Interessierte wohnten der Gruppe zeitweilig bei. Ab Dresden Hauptbahnhof reisten zunächst die ersten drei Teilnehmer gemeinsam mit der Projektkoordinatorin Kerstin Hammer mit der Länderbahn/Trilex (RE1). Die angemeldete Fahrt verlief reibungslos. Auch der Zustieg mehrerer Fahrradfahrer auf der Strecke konnte die Zugbegleiterin nicht aus der Ruhe bringen und sie koordinierte das Aufstellen und den Ein- und Ausstieg selbiger sehr routiniert. So konnte die Reisegruppe dennoch ungestört unterwegs sein.
Angekommen in Bautzen traf sich die Gruppe mit der Behindertenbeauftragten des Landkreises, Franziska Pohling, und Gert Rolle vom VdK Sachsen, der die Behindertenbeauftragte und das Projekt in der Stadt Bautzen fachlich bei Belangen der Barrierefreiheit unterstützt. Hinzu kam auch Frau Hunger vom Verkehrsverbund Oberlausitz Niederschlesien (ZVON) und ein blinder Teilnehmer aus der Region.
Rundgang im Bahnhofsgebäude
Zusammen begutachteten sie das neu sanierte Bahnhofsgebäude und Frau Pohling unterrichtete die Gruppe bei einem Rundgang über den aktuellen Umsetzungsstand der Barrierefreiheit, zu der auch entsprechende Stellungnahmen verfasst wurden. Auch wenn die Sanierung dem Gebäude nicht nur im Hinblick auf die barrierefreie Nutzbarkeit äußerst gutgetan hat, ergeben sich bei genauerer Betrachtung leider noch Hindernisse bzw. erforderliche Optimierungen, das betrifft u. a.
- Türautomatik und Schwellen an der Eingangstür zum Bahnhofsgebäude
- Rangiermöglichkeiten und Notruf-Annahme im Behinderten-WC
- Sicherheitsmarkierungen an den Glasflächen im Gebäude
- Forderungen nach einem durchgängigen Blindenleitsystem, das über den Bahnsteigbereich hinaus zur Ampel an der Tzschirnerstraße/Rathenauplatz führt bzw. innerhalb des Gebäudes angelegt wird.
Um diese und weitere Anpassungen zu erzielen wird das Projekt mit seinen Partnern auf die Verantwortlichen zugehen.
Nutzung Niederflurbus
Nach diesem sehr informativen Exkurs begab sich die Reisegruppe zur Ortenburg. Ein Teil spazierte/rollte direkt dorthin und die restlichen Teilnehmer nutzen die Möglichkeit mit einem Regionalbus der Linie 102 der Regionalbus Oberlausitz GmbH die halbe Strecke zu fahren. Auch diese Fahrt verlief ohne Probleme. Einzig bei der Nutzung der Rampe für Rollstuhlnutzer war es aufgrund der Corona-Pandemie erforderlich, dass die Begleitperson die Rampe selber auslegt und auch wieder einklappt. Wenn ein Rollstuhlfahrer allein unterwegs ist, steht der Fahrer nach eigenen Aussagen aber für Hilfeleistungen bereit. Für die Zeit der Pandemie wäre sicherlich ein sinnvoller Weg, um Kontakte zu reduzieren, wenn diesem Vorgehen nicht versicherungstechische Probleme entgegenstehen würden, wenn eine Fehlbedienung erfolgt. Gemäß dem Projekt vorliegenden Informationen wäre gegen entstehende Schäden, z. B. bei anderen Fahrgästen oder an der Rampe, nur der Busfahrer versichert. Die Fahrer werden auch darin geschult, die Rampe fachmännisch zu bedienen - u. a. um unnötigen Verschleiß zu verhindern. Die vorgefundene Praxis kann der Verband dementsprechend nicht mittragen und eine Klärung des Sachverhalts mit dem Verkehrsunternehmen wird zeitnah erfolgen.
Kultur, Genuss und Kopfsteinpflaster in der Bautzner Altstadt
In der Ortenburg gab es zunächst ein leckeres Mittagessen im Restaurant Burghof. Dieses war für die Teilnehmer bequem nutzbar. Zu beachten ist jedoch, dass im Restaurant selbst keine barrierefreie Toilette vorhanden ist. Eine solche befindet sich aber im benachbarten Sorbischen Museum, das die Gruppe im Anschluss besuchte. Hier tauchten die Teilnehmer im Rahmen einer sehr gelungenen und anschaulichen Führung in die sorbische Kultur ein, wobei es ausreichend Platz für Fragen gab. Das Museum war gut nutzbar und die Mitarbeiter sehr aufgeschlossen und motiviert.
Den Tag ließen die Ausflügler bei einem Spaziergang durch die schöne historische Bautzner Altstadt in Richtung Bahnhof ausklingen. Leider war dieser Weg etwas beschwerlich, da der einzige berollbare Weg in regelmäßigen Abständen durch Mülltonnen versperrt wurde und die Teilnehmer auf die Heringstraße ausweichen mussten, die wiederum aus grobem Kopfsteinpflaster bestand. Dieses Kopfsteinpflaster ist, so schön es auch aussieht, für Menschen mit Mobilitätseinschränkung kaum nutzbar. Möglicherweise kann bei zukünftigen Baumaßnahmen im Sinne aller Menschen auf eine Lösung mit Schnittpflaster zurückgegriffen werden – das Projekt wird dies zumindest anregen.
Die Rückfahrt mit der Länderbahn/Trilex verlief wieder reibungslos. Alles in allem war es eine sehr interessante Ausfahrt mit kulinarischen und kulturellen Höhepunkten. Sie zeigte einerseits positive Beispiele barrierefreier Ziele und Nahverkehrs-Verbindungen und verdeutlichte andererseits, wo noch Verbesserungen nötig sind. Dafür möchte sich der LSKS mit seinen Partnern auch in Zukunft stark machen.
Anbei noch ein paar Eindrücke des Tages in der Fotogalerie:
Bildergalerie Ausfahrt nach Bautzen am 14.09.2021
Rundgang der Gruppe mit der behindertenbeauftragten des Landkreises und Herrn Rolle vom VdK Sachsen im Bautzner Bahnhof
Quelle: LSKS/kha
Dieser Artikel wurde bereits 1378 mal angesehen.